Luxemburg bleibt in der Spitzengruppe in Sachen Fairtrade

Luxemburg bleibt in der Spitzengruppe in Sachen Fairtrade

2017 war ein sehr gutes Jahr für den fairen Handel in Luxemburg. Nicht nur wegen der vielen Veranstaltungen im Rahmen des 25. Jubiläums, sondern auch wegen eines zweistelligen Umsatzwachstums.

Konsumenten in Luxemburg haben insgesamt mehr als 19 Millionen Euro für Fairtrade-Produkte ausgegeben. Der Umsatz mit Fairtrade Produkten der Partner der NGO Fairtrade Lëtzebuerg wuchs um 27%. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch kletterte 2017 auf 32€, Luxemburg belegt somit den 6. Rang in Sachen Konsum von Fairtrade Produkten. Nur Konsumenten in Irland (71,60€ pro Kopf), der Schweiz (71,27€), Finnland (42,50€), Schweden (37€) und in Österreich (35€) geben mehr im Jahr für Fairtrade-Produkte aus. Im Herzen Europas liegt Luxemburg aber weit vor seinen direkten Nachbarn, vor Deutschland (16€ pro Kopf), Belgien (11,80€) und Frankreich (8€).

Kaffee – Weltmarktpreis am Tiefpunkt – starkes Umsatzwachstum für unsere luxemburgischen Partner

2563 Fairtrade-Produkte sind in Luxemburg in über 200 Verkaufsstellen erhältlich, von Weltläden über Großhändler und Dorfläden bis hin zu Supermärkten. 25 luxemburgische Unternehmen (Lizenznehmer) haben das Recht Fairtrade Produkte herzustellen und/oder zu verkaufen. Insgesamt sind 150 verschiedene luxemburgische Produktreferenzen mit Fairtrade Siegel auf dem Markt.

Fairtrade-Kaffee hat seit seiner Ersteinführung in Luxemburg im Jahre 1992 ein stetes Wachstum zu verbuchen. Heute macht dieses Produkt in Luxemburg einen Umsatz von mehr als 8,13 Millionen Euro für ein Gesamtvolumen von 336 Tonnen aus, also eine Zunahme von 4% gegenüber dem Vorjahr. Die luxemburgischen Kaffeeröster haben ihrerseits im Schnitt 21% mehr Absatzvolumen erzielt, was in einem schwierigen internationalen Umfeld sehr ermutigend ist. Tatsächlich lag im vergangenen Jahr der Kaffee-Weltmarktpreis beim Arabica unter dem Fairtrade-Mindestpreis. Das zeigt, wie wichtig dieses Sicherheitsnetz ist, denn es verschafft den Produzentinnen und Produzenten ein stabileres Einkommen und Planungssicherheit. Ein weiteres Problem ist der Klimawandel : Er hat zu erheblichen Ernteverlusten geführt. Dank der Fairtrade-Prämie können die Kaffeekooperativen in verschiedene Projekte investieren, so wie die Anpassung an die Folgen des Klimawandels, Produktivitäts- und Qualitätssteigerung sowie Stärkung der Organisation und Infrastruktur.

Bananen : massive Verwendung von Pestiziden – Konsum von Bio Fairtrade Bananen in Luxemburg auf dem Höchststand

Der Preisdruck im Bananenhandel bleibt enorm – mit erheblichen sozialen und ökologischen Konsequenzen. Dies bekommen die Kleinbauernfamilien und Plantagenarbeiter besonders zu spüren. Der Einsatz gefährlicher Pestizide ist weit verbreitet, mit ernsthaften Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Beschäftigten sowie der Anwohner. An der Karibikküste Costa Ricas sprühen die großen Konzerne im Schnitt jährlich 40 kg Pestizide pro Hektar von Flugzeugen aus auf die Bananenplantagen. Die Beschäftigten und Anwohner leiden unter den Folgen dieser umweltschädlichen Monokulturen : Explosion der Anzahl von Krebserkrankungen, Unfruchtbarkeit, Bodenverarmung, Flussverschmutzung, Fischsterben, usw.

Bei Fairtrade gilt seit langem ein Verbot der gefährlichsten Pestizide und 2017 wurde die Liste verbotener Substanzen noch erweitert. Die Fairtrade-Standards setzen außerdem auf umweltschonenden Anbau und ganzheitliche Anforderungen betreffend Arbeitssicherheit. Darüber hinaus fördert Fairtrade den biologischen Anbau mit einer zusätzlichen Bioprämie. Die in Luxemburg verkauften Fairtrade-Bananen stammen übrigens zu 100% aus biologischen Anbau. Mit einem Umsatzvolumen von 1670 Tonnen konnte der Marktanteil der Fairtrade Bananen weiter auf 28% ausgebaut werden.

Rosen : Fairtrade setzt andere Farmen unter Druck – gute Performance für die Königin der Blumen

Wegen ihrer Schönheit und ihres Duftes wurde die Rose seit jeher besonders geschätzt und gilt als « Königin der Blumen ». Dank Fairtrade ist die Rosenproduktion auch ein wichtiges Standbein für die wirtschaftliche Entwicklung einiger afrikanischer Regionen geworden. 99% aller Fairtrade-Rosen weltweit kommen aus Ostafrika. Fairtrade führt striktere Regeln in Bezug auf Gehalt, sexueller Belästigung, Gleichberechtigung der Geschlechter und effizientem Wasserverbrauch ein. Für Esther Nyambura, Arbeiterin auf der Fairtrade-Blumenfarm Bigot Flowers in Kenya, ist klar : Viele Menschen wollen hier arbeiten, weil Fairtrade-Farmen den Angestellten Sicherheit bieten. “Auch wenn die Löhne in Zukunft steigen müssen”, stellt sie fest, “sind sie dank Fairtrade höher als auf anderen Farmen.” Aber auch abseits der finanziellen Aspekte schafft Fairtrade spürbare Verbesserungen, die nicht-zertifizierte Farmen unter Druck setzen und das Niveau der Arbeitsbedingungen in der Region steigern. Diese positive Entwicklung bleibt bestehen, solange der Markt für die Fairtrade-Blumen existiert und Konsumentinnen und Konsumenten beim Einkauf auf das Label achten.

Die Konsumenten in Luxemburg sind sich dem positiven Einfluss von Fairtrade auf die Blumenfarmen bewusst und sind auch 2017 der Fairtrade-Blumenkönigin treu geblieben : ein Plus von 30% gegenüber dem Vorjahr, bei einem Marktanteil von mittlerweile 24%.

Zucker, Kakao : eine bittere Situation für die Produzenten – mehrere Neuheiten in Luxemburg

Zucker ist eines der wichtigsten Handelsprodukte weltweit. Zuckerrohr macht einen Anteil von 80% vom gesamten Zuckermarkt aus. Doch die Zuckerrohrkleinbauernfamilien in den Entwicklungs- und Schwellenländern leben und arbeiten unter prekären Bedingungen. Fairtrade-Zuckerkooperativen sind demokratisch organisiert und haben viele Vorteile : größere Verhandlungsmacht, einen vereinfachten Zugang zu Finanzmitteln und der Austausch von Best Practices. So leisten etwa Fairtrade-Organisationen in Belize beispielhafte Arbeit bezüglich der Abschaffung der weit verbreiteten Kinder- und Zwangsarbeit. Darüber hinaus investieren Fairtrade-Organisationen in Costa Rica verstärkt in den Umweltschutz. Somit konnte zum Beispiel der Wasserverbrauch bei der Zuckerherstellung um 70% reduziert werden.

Die Situation der Kleinbauern ist in dem von Armut geprägten Kakaoanbau extrem schwierig. Überalterte Baumbestände, negative Einflüsse des Klimawandels und tiefe Kakaopreise sind Faktoren dafür, dass viele Kakaobauern wenig Zukunft im Kakaoanbau sehen.

2017 haben uns die luxemburgischen Lizenznehmer mit zahlreichen neuen Fairtrade-Produkten verwöhnt, die Kakao und Zucker beinhalten. Das Umsatzplus von 12% beim Kakao und 4% beim Zucker ist unter anderem einem neuen Schokoladeneis, einem Schokoladencroissant und einer neuen Schokoladenmilch zu verdanken.

Anlage : Wirkung von Fairtrade in zwei Kooperativen

Als Mitglied von Fairtrade International beteiligt sich die NGO Fairtrade Lëtzebuerg an der Verbesserung der Lebensqualität von über 1,66 Millionen Produzenten und Arbeitern im Fairtrade-Netzwerk in 73 Ländern. Fairtrade hat also direkte Auswirkungen für Millionen Menschen, unter anderem durch eine verbesserte finanzielle Situation dank des Fairtrade-Mindestpreises und der Fairtrade-Prämie. Mit dieser Prämie können Projekte finanziert werden, welche der gesamten Gemeinschaft zu Gute kommen. 2017 haben die Produzenten und Arbeiter allein 256.000 Euro Prämien für in Luxemburg verkaufte Fairtrade-Produkte erhalten.

Einer unserer Partner, die Central de Cooperativas Agrarias Cafetaleras de los valles de Sandia (CECOVASA) im Süden Perus setzt schon seit langem auf Qualität für ihren Bio und Fairtrade-zertifizierten Kaffee. Mit der Fairtrade-Prämie haben sie verschiedene Projekte umsetzen können : sie haben eine große Verarbeitungsanlage in Betrieb genommen, die es ihnen ermöglicht große Mengen Kaffee in sehr guter Qualität herzustellen. Sie haben auch in Laboratorien für Qualitätssicherung, verbesserte Lagerungskapazitäten in entlegenen Dörfern und moderne Maschinen investiert, wie zum Beispiel eine Entkernungsanlage. Es wurde außerdem ein Entwicklungsausschuss für Frauen gegründet, der Trainings- und Gesprächsrunden anbietet, wie beispielsweise zu den Themen Geschlechterrollen, Erste Hilfe, Mitarbeiterführung oder artgerechte Tierhaltung.

Diese Investitionen helfen die Produktivität und die Qualität des Kaffees zu steigern. Überzeugen Sie sich selbst, der Kaffee der CECOVASA ist in Luxemburg erhältlich.

Die Cooperativa Producción Agroindustrial Manduvirá aus Paraguay hat sich auf den Anbau von Zuckerrohr spezialisiert. Seit ihrer Gründung in 1975 legt die Kooperative viel Wert auf eine nachhaltige Produktion und baut seit langem Bio-Zuckerrohr an. Ihre Produkte haben den Weg bis in die luxemburgischen Ladenregale gefunden, sei es als Rohrzucker oder verarbeitet in Schokoladen oder Eiscremes. Um unabhängiger zu werden hat die Kooperative ihre Fairtrade-Prämie genutzt um eine eigene Anlage zur Herstellung von Bio-Dünger zu errichten, diese mit einer Produktionskapazität von 5000 Tonnen pro Jahr. Des Weiteren haben sie auch ihr eigenes Labor zur Bodenanalyse eingerichtet, um genau festzustellen, welche Menge an Nährstoffen der Boden benötigt.

Neben dem Bau neuer Büroräume konnte die schwache medizinische Infrastruktur ebenfalls mit einer Krankenstation sowie der Einstellung von medizinischem Personal deutlich verbessert werden. Außerdem wurde ein Traktor angeschafft, der allen Mitgliedern zur Verfügung steht. Zudem erhalten die Kinder besonders bedürftiger Eltern kostenloses Schulmaterial.

Fairtrade Lëtzebuerg

Seit 1992 setzt sich Fairtrade Lëtzebuerg für faire Handelsbeziehungen und einen nachhaltigeren Konsum in Luxemburg ein. Die Arbeit von Fairtrade Lëtzebuerg beruht auf 4 zusammenhängenden Pfeilern, nämlich die Sensibilisierung über den fairen Handel, die Bildung zur nachhaltigen Entwicklung, die Vergabe des Labels an Produkte aus dem fairen Handel und die Kontrolle der Kriterien in Zusammenarbeit mit einem unabhängigen Unternehmen sowie die Förderung der Produkte, und schließlich das politische Plädoyer bei nationalen und europäischen Instanzen.

Fairtrade Lëtzebuerg ist Mitglied von Fairtrade International, einer internationalen Partnerschaft zwischen Produzentennetzwerken und nationalen Fairtrade Organisationen in 25 Ländern. Auf dieser internationalen Ebene werden die Fairtrade Standards festgelegt. Die Produzenten sind mit 50% des Stimmgewichts im obersten Entscheidungsgremium vertreten und gestalten die Fairtrade-Bewegung aktiv mit. Alle Akteure entlang der Lieferkette werden regelmäßig von der Zertifizierungsstelle FLOCERT GmbH unabhängig kontrolliert.

Von Fairtrade Lëtzebuerg

Communiqué
Publié le lundi 27 août 2018
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