Unternehmen und Menschenrechte : Organisierte Unverantwortung

Unternehmen und Menschenrechte : Organisierte Unverantwortung

Um multinationale Unternehmen für Verstöße gegen Arbeits- und Umweltgesetze sowie Menschenrechte haftbar zu machen, bedarf es nationaler und internationaler Instrumentarien. Ein kürzlich verabschiedetes französisches Gesetz ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

Anhand von konkreten Beispielen (Textildiscounter KiK), führt uns Stefan Kunzmann* in einem Artikel,der im letzten Brennpunkt Drëtt Welt erschienen ist, durch den Urwald der grossen Unternehmen, mit ihren Zuliefererbetriebe, Sub-Unternehmen, Tochtergesellschaften und weist auf deren Volatilität hin. Sie sind kaum greifbar und wollen oft keine rechtliche Verantwortung übernehmen.

Im April 2013 stürzte der achtstöckige Gebäudekomplex Rana Plaza in einem Vorort von Dhaka ein
Im April 2013 stürzte der achtstöckige Gebäudekomplex Rana Plaza in einem Vorort von Dhaka ein
“Die Fenster waren mit Eisengittern verriegelt, als am 11. September 2012 in der Fabrik von Ali Enterprises in der pakistanischen Millionenstadt Karachi das Feuer ausbrach. Auch die wenigen Notausgänge ließen sich nicht öffnen. Den Fabrikarbeitern blieb als Fluchtweg nur der Hauptausgang. Doch mehr als 250 Menschen gelang es nicht mehr, das Gebäude rechtzeitig zu verlassen. Sie starben in den Flammen, erstickten oder ertranken im Löschwasser, das sich im Untergeschoss gesammelt hatte. Diese Menschen hätten nicht sterben müssen, wären grundlegende Vorschriften des Brandschutzes in der Textilfabrik eingehalten worden. Aber die Ali-Enterprises-Fabrik war wie viele andere Fabriken nicht einmal bei den zuständigen Behörden registriert.
Weder die pakistanische Regierung noch die Unternehmer interessieren sich für den Schutz ihrer Arbeiter. In Karachi gibt es so viele Menschen, so dass sich für die schlecht bezahlte Arbeit immer Interessenten finden. In und um Dhaka in Bangladesh gab es im gleichen Zeitraum bei einem Brand und Zusammensturz eines achtstöckigen Gebäudes zahlreiche Opfer. Innerhalb von nur wenigen Monaten – von September 2012 bis April 2013 forderte die Produktion von Kleidung, die für den europäischen und nordamerikanischen Mark bestimmt war, in Pakistan und Bangladesh rund 1.500 Menschenleben. Weitere 2.000 wurden schwer verletzt.

Der Hauptabnehmer von Ali Enterprises war zwischen 2007 und 2012 der deutsche Textildiscounter KiK. Die KiK Textilien und Non-Food GmbH wurde 1994 gegründet. Das Kürzel KiK steht für „Kunde ist König“, das Unternehmen gilt als größte deutsche Textildiscount-Kette mit mehr als 3.200 Fillialen in verschiedenen Ländern. Die Produktion für den Discounter beanspruchte mindestens 70 Prozent der Kapazitäten von Ali Enterprises. Das Unternehmen war demnach wirtschaftlich massiv abhängig von seinem deutschen Auftraggeber. Für KiK war die abgebrannte Fabrik in Karachi hingegen nur einer von über 500 Zulieferern. ” Weiter geht es in “Unternehmen und Menschenrechte : Organisierte Unverantwortung”im PDF Format

*Journalist und stellvertretender Chefredakteur des luxemburgischen Wochenmagazins REVUE
Source photo : Rijans, Wikipédia CC some rights reserved
Communiqué ASTM

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Publié le mercredi 28 juin 2017
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